Bei einem Bau der geplanten Umgehungsstraße „Haindling-Nord“ sollen vier höhengleiche Gleisquerungen beseitigt werden. Ohne Straße wird es nicht dazu kommen, sagt die Bahn
Dazu Kommentar von Angela Ramsauer zum Artikel in der Allgemeinen Laber – Zeitung bzw. Straubinger Tagblatt vom 11. Oktober 2021
Vermeintliche Sicherheit oder „Haindling-Nord“ und die Deutsche Bahn
In der Diskussion um die Umgehung Geiselhöring-Hirschling mit der derzeitigen
geplanten Trassenvariante „Haindling-Nord“ scheint nun ein neues Kapitel
aufgeschlagen zu werden. Als Bündnispartner hat sich das Straßenbauamt Passau
nun die Deutsche Bahn ins Boot geholt. Die neueste Argumentation für eine
Begründung zum Bau der Umgehung ist nun die „Sicherheit an den Bahnübergängen“.
Dazu ein paar Fakten:
Seit 1858 fährt die Bahn die Strecke Straubing nach Neufahrn. Geiselhöring war sogar
ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Dies alles ist längst Geschichte, heute fährt die
Gäubodenbahn die Strecke Neufahrn-Bogen und ist damit ein wichtiges und
ökologisch sinnvolles Verkehrsmittel für den öffentlichen Personennahverkehr.
Zweimal pro Stunde wird die Strecke von den je zwei bis drei Triebwagen frequentiert,
um vor allem Schüler und Pendler zu transportieren.
Nun soll die Strecke „sicherer“ gemacht werden mit dem Bau von vier Brückenbauwerken
im Bereich Perkam bis zur Einmündung der Ortsverbindungsstraße
Helmprechting-Haindlingberg. Das Staatliche Bauamt und die Bahn betonen die
Vorteile dieses Gemeinschaftsprojektes. Die Zugstrecke könne dadurch
leistungsfähiger betrieben und durch den Wegfall der höhengleichen
Bahnüberführungen wird ein Höchstmaß an Sicherheit auf beiden Verkehrswegen
erreicht werden, so die Begründung.
Diese Argumentation bedarf allerdings einer genaueren Betrachtung:
Die Strecke von Neufahrn nach Bogen wird nur für den Personennahverkehr genutzt,
es fahren hier weder Schnell- noch Güterzüge.
Drei der vier Bahnübergänge sind bereits vor Jahren für viel Geld mit Schrankenanlagen
versehen worden, wobei die Stadt Geiselhöring hier mitfinanzieren musste .
Der vierte Übergang nach Hirschling, Bahnkilometer 21,452, dient lediglich dem
landwirtschaftlichen Verkehr und ist sehr gut einsehbar, da keine Gehölze die Sicht
behindern. Die Sicherheit ist also bisher sehr gut gewährleistet für einen Zug, der
lediglich zweimal pro Stunde hier vorbeikommt.
Nicht erwähnt wurde die fünfte Bahnbrücke bei Perkam, vor dem ehemaligen Bahnhof,
um wieder auf die alte Straßenführung der St 2142 zurückzukommen. Auch wurde die
Situation bei der Abzweigung nach Frauenhofen nicht erläutert. Muss hier die
bestehende Brücke und Straßenführung nicht auch verändert werden?
Vier, fünf oder sechs Brücken bzw. Über- oder Unterführungen für eine Nebenstrecke
der Bahn, damit die Gäubodenbahn ein paar Minuten schneller von A nach B gelangen
kann. Gleichzeitig wird die St 2142 durch die damit beseitigten hinderlichen
Bahnübergänge auch schneller befahrbar, da man keine Wartezeiten mehr hat, die
Pkw und Lkw können „durchbrausen“. Was ist daran nun sicherer?
Dass es mit den Brücken der Bahn nicht getan ist, zeigt ein Blick auf die Karte. Es
müssen mindestens noch drei Brücken über einen Bach und mehrere
Ortsverbindungsstraßen gebaut werden, um Haindling-Nord zu verwirklichen.
Sieben oder mehr Brücken also auf einer Streckenlänge von ca. sieben Kilometer, dazu umfangreiche
Erdbewegungen in dieser nicht einfachen Topografie.
Jeder, der sich also näher mit der gesamten Trassenführung Haindling-Nord
beschäftigt, bekommt also mehr Fragen als Antworten. Und deshalb bleibt diese
„neue“ Sicherheitsdiskussion genauso fadenscheinig wie die bisherigen
alternativlosen Vorschläge des Straßenbauamtes Passau.
Diese Umgehung macht keinen Sinn, deshalb sollten die Planungen beendet werden!
Alles andere ist schlichtweg Steuergeldverschwendung und Umweltzerstörung unter
dem Deckmantel einer vermeintlichen Sicherheit.